Fragen Sie sich allen Ernstes, was Lion Feuchtwanger mit der heutigen Eskalation des Krieges zwischen Israel und dem palästinensischen Volk zu tun hat?
Vertreten Sie die Auffassung, ein Schriftsteller dürfe nicht nach seinem Tode instrumentalisiert werden? und das jüdische Volk habe genug gelitten und dürfe immer die Wahl der Waffen vornehmen, um sich zu wehren?
Ich bin nicht dieser Meinung!
Lion Feuchtwanger hat stets gegen strukturelle Gewalt angeschrieben und den Mißbrauch von Macht kritisiert. Seine historischen Romane waren Parabeln auf die Geschehnisse seiner Gegenwart und sind dadurch zeitlos – genau wie seine Ablehnung von Krieg und Gewalt.
Der zionistische Staat handelt offen nach dem alttestamentarischen Prinzip „Auge um Auge“. Seine Anhänger – wie der sympathische ältere Besucher der Matinee zum 50. Todestag Feuchtwangers am 21.12.2008 im Centrum Judaicum in Berlin, mit dem ich mich unterhielt – nennen dies „gerecht“.
Ich meine, es besteht kein Unterschied zwischen den islamistisch-fundamentalistischen Positionen der Hamas und dem jüdisch-fundamentalistischen Handeln der israelischen Regierung! Nach offiziellen Angaben starben bei den durch nichts zu rechtfertigenden Raketenangriffen der Hamas auf Israel im Jahr 2008 17 Menschen, darunter auch einige israelische Palästinenser. Bei den israelischen Bombardements starben in den ersten Tagen bereits 400 Palästinenser im Gaza-Streifen. Unzählige Zivilisten wurden verletzt und verstümmelt, die Infrastruktur eines der am dichtesten besiedelten Gebiete auf dieser Erde völlig zerstört. „Auge um Auge“? Soll das heute noch wirklich gelten? Armes Palästina - armes Israel!
Ich sorge mich um die seit Jahrzehnten unterdrückten Palästinenser … und ich sorge mich um die israelische Bevölkerung, wenn fundamentalistische Kräfte auf beiden Seiten weiterhin das Handeln bestimmen!
Schluß mit der opportunistischen Zurückhaltung Deutschlands, Schluß mit den deutschen Waffenlieferungen an Israel, Schluß mit der menschenverachtenden geostrategischen Politik der USA, Schluß mit der mörderischen Wahlkampfpolitik Israels! Alle beteiligten Politiker vor ein Kriegsverbrechertribunal!
… dies sind Positionen, die auch Lion Feuchtwanger vertreten hätte, gerade, weil er Jude war und sich die Gleichsetzung jüdischer und zionistischer Positionen verbeten hätte, und weil auch er das Leiden nicht kommentarlos hingenommen hätte.
(dies ist die persönliche Meinung von Dr. Marduk Buscher als Mitherausgeber der Homepage www.feuchtwanger.de)