Buscher-Media Zukunftspreis 2016 für den Verein „Aktiv Brücke“
Vierte Verleihung seit 2013 im Rahmen des Forums Zukunft im LA 8
Baden-Baden, 29. Juni 2016
Im Rahmen des Forums Zukunft im LA8 in Baden-Baden ist heute der vierte Buscher-Media-Zukunftspreis an den Verein Aktiv Brücke e.V., vertreten durch Samuel Mottaki, verliehen worden. Die Laudatio hielt Jörg Zwosta, früherer Erster Bürgermeister der Stadt Baden-Baden und Vorstand der Mittelbadischen Energiegenossenschaft.
Dabei identifizierte er vor allem drei Vorgehensweisen, welche den Erfolg des Vereins bei der Flüchtlingsarbeit charakterisieren. Für die engagierten Menschen rund um Samuel Mottaki stehe der individuelle Mensch im Mittelpunkt. Der einzelne Geflüchtete – und nicht die medial vermittelte, vermeintliche „Flut“ von Flüchtlingen. Daher verbiete sich jede Form des Gießkannenprinzips. Außerdem sei jeder Geflüchtete eigenverantwortlich und in der Lage, auch selbst Aufgaben zu übernehmen. Daher strebe die Aktiv Brücke an, Geflüchteten die Projektverantwortung für einzelne Vorhaben der Flüchtlingshilfe selbst in die Hand zu geben. Hilfe zur Selbsthilfe also. Und dies funktioniere nur, wenn es dem Verein gelinge, die Geflüchteten gezielt in einen Dialog zu bringen. Zu anderen Geflüchteten genauso wie zu Mitbürgern in Baden-Baden. Erst im Gespräch könne sich ein gegenseitiges Einfühlungsvermögen entwickeln, und daraus resultiere ein Bewußtsein für Verantwortung – gegenüber sich selbst und seinem Gegenüber. „Flüchtlinge sind Menschen mit schrecklichen Erfahrungen und Erlebnissen durch Krieg und Verfolgung in ihrer Heimat. Jetzt sind sie hier - gehen wir einfach auf sie zu! Sie sind dankbar für jede hilfreiche Geste. Im Auf-Einander-Zugehen zeigen sich erst die vielbeschworenen Werte des Abendlandes“, wandte sich Jörg Zwosta an seine Zuhörer.
Samuel Mottaki, der den mit 1.000,- € dotierten Preis im Namen des Vereins entgegennahm, bedankte sich und erinnerte an sein eigenes Schicksal als Flüchtling im Jahr 1988 aus dem nachrevolutionären, zunehmend totalitär werdenden Iran. Mottaki wolle nun der deutschen Gesellschaft ein wenig von dem zurückgeben, was ihm selbst seinerzeit an vielfältiger Eingliederungshilfe geboten worden sei. Deshalb habe er mit anderen Menschen aus Baden-Baden und der Region die Initiative Aktiv-Brücke gegründet, welche „Flüchtlinge und Asylsuchende auf dem Weg zu Selbstständigkeit und Eigenständigkeit begleiten“ wolle. Dies sei „eine Art, ‚Danke‘ zu sagen“ und gelebte Nächstenliebe zu praktizieren.
Dr. Marduk Buscher, Geschäftsführer der IT + Media Group, welcher den Zukunftspreis alljährlich aus seinem Privatvermögen finanziert, wies darauf hin, wie schwer es sei, angesichts der enormen Welle der Hilfsbereitschaft und der Vielzahl der Aktivitäten zur Eingliederung der Geflüchteten in unsere Gesellschaft eine Entscheidung zu treffen, an wen der Preis gehen solle. Er verstehe die Verleihung an Samuel Mottaki und die Aktiv Brücke als „Auszeichnung des gesamten bürgerschaftlichen Engagements“ in dieser Sache. Ihm gehe es keinesfalls um eine Spaltung der Bewegung und habe Mottaki als „‘primus inter pares‘ und stellvertretend für alle engagierte Menschen“ auszeichnen wollen.
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Ein „Zukunftspreis“ sollte eine „persönliche, kreative, sinnvolle und nachhaltige Verwendung“ finden, war der Ratschluß der Jury bei seiner ersten Vergabe im Jahr 2013.
Damals hatte Dr. Marduk Buscher von der Baden-Badener IT + Media Group GmbH die Idee, vielfältige gesellschaftliche Initiativen auszuzeichnen und im Rahmen seiner Möglichkeiten zu unterstützen, welche die Welt ein Stück besser zu machen suchen. Erster Preisträger wurde der ADFC, der „Allgemeine Deutsche Fahrrad Club“, ausgelost durch Franz Alt auf dem Zukunftsmarkt des Grünen Forums. Das Preisgeld in Höhe von 1.000,- Euro wurde damals zur Anschub-Finanzierung eines speziellen Tandems für die Lebenshilfe verwendet, das es Nicht-Behinderten ermöglicht, behinderte Mitfahrer auf einer Art „Rikscha-Tandem“ zu transportieren.
2014 erhielt den Preis der noch jugendliche Felix Finkbeiner für seine Aktion „Plant for the Planet“, welche damals bereits die Pflanzung von über einer Milliarde Bäumen zum Schutze des Weltklimas initiiert hatte.
Im Jahr 2015 ging der Zukunftspreis an ein Projekt auf Haiti, im Rahmen dessen das Hilfswerk "nuestros pequeños hermanos" (nph) sein Kinderkrankenhaus in Port-au-Prince mit Photovoltaik ausgestattet hatte und damit gleichzeitig eine technische Ausbildungsmöglichkeit schuf.